Sechs Monate nach Hanau - Sedat Gürbüz ist unvergessen

Liebe Familie Gürbüz,

liebe Freundinnen und Freunde,

liebe Verbündete im Kampf gegen Rassismus,

Wir sind heute hier in Solidarität und Anteilnahme mit euch, liebe Familie Gürbüz und allen weiteren Familien und Freunden, die vor sechs Monaten in Hanau geliebte Menschen verloren haben.

Wir als Ausländerbeirat und als Partnerschaft für Demokratie stehen seit dem 19. Februar an eurer Seite und werden den Kampf um Gerechtigkeit, den Kampf gegen Rassismus mit euch gemeinsam führen.

Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Aber zugleich nehmen wir mit Irritation zur Kenntnis, dass diese Aufgabe von politischer Seite auch immer wieder wie selbstverständlich dem Ausländerbeirat zugeschrieben wird. Fast scheint es, als ob die Erinnerung an den Anschlag, die Auseinandersetzung mit Diskriminierung und rassistischem Hass, die Unterstützung der Betroffenen bloß als unsere Angelegenheit gesehen wird – als etwas also, das vor allem die MigrantInnen betrifft.

Aber diese Sichtweise ist falsch und gefährlich. Dies sind nicht nur die Aufgaben der Ausländerbeiräte, der MigrantInnen und der betroffenen Familien. Der Kampf gegen den Rassismus ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, denn der Rassismus ist auch ein Angriff auf die Demokratie.

Dietzenbach ist eine Stadt der Migration, ebenso wie Hanau. Alle, die die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt – zu denen auch Sedat Gürbüz gehörte – vertreten wollen, müssen sich ohne Einschränkung zum Kampf gegen Rassismus bekennen und ihn sich jeden Tag neu zur Aufgabe machen. Dazu gehört, für ein würdiges Gedenken einzutreten, das den Wünschen der Familie Gürbüz entspricht.

Der Anschlag in Hanau liegt erst ein halbes Jahr zurück und schon werden die ersten Stimmen laut, es sei genug mit dem öffentlichen Gedenken. Denen, die so reden, sagen wir: Das Gedenken an Sedat und alle anderen Opfer rassistischer Gewalt gehört in die Öffentlichkeit – dauerhaft, sichtbar und spürbar. Denn ihre Namen und Gesichter präsent zu halten ist die Bedingung dafür, dem Rassismus entgegen zu treten. Die Erinnerung ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Wer sie infrage stellt, stellt die Demokratie infrage. Deshalb erneuern wir heute unser Versprechen: Wir werden Sedat nicht vergessen, liebe Familie Gürbüz, wir werden kein Opfer der rassistischen Gewalt vergessen. Wir fordern alle Demokratinnen und Demokraten auf, dabei an unserer Seite zu stehen.

Vielen Dank!